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DER TRIBUT VON SŪḪU, DER ASSYRISCHE THRONWAGEN UND DIE ROHRHÜTTE

Published online by Cambridge University Press:  18 October 2019

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Abstract

A chariot drawn by two people, on which the Neo-Assyrian ruler is represented as either sitting on a throne or standing in a “chariot-box”, is attested from Assurnaṣirpal until Assurbanipal. It is deployed on the one hand for short journeys in the immediate environment of the palace or in areas which the king can reach neither by chariot nor on horseback. A similar vehicle is used on seals that contain ritual scenes. Although some details of these seal-scenes showing various reed constructions can be explained through reference to texts, carriages are not mentioned in the ritual texts.

Type
Research Article
Information
IRAQ , Volume 81 , December 2019 , pp. 63 - 85
Copyright
Copyright © The British Institute for the Study of Iraq 2019 

Ausgangspunkt der erneuten Behandlung der bildlichen Wiedergabe der Suhäer und des von Menschen gezogenen Wagens in neuassyrischer Zeit war die Publikation der Bronzetore des Assurnaṣirpal II. aus Balawat (Barnett Reference Barnett, Curtis, Davis, Howard and Walker2008); mehrfach ist auf ihnen der Tribut von Sūḫu dargestellt. In Teil 1 „Darstellungen der Suḫäer und weiterer Nachbarn der Assyrer im 9. Jh.” (Braun-Holzinger Reference Braun-Holzinger2018) wurde gezeigt, daß die Assyrer ihre Nachbarn durchaus unterschiedlich wahrnahmen, daß jedoch die Suḫäer ihnen selbst äußerst ähnlich waren. Nur sie empfängt der Herrscher im Thronwagen, der im folgenden ausführlicher behandelt werden soll.

Auf neuassyrischen Reliefs, auf einer Wandmalerei aus Til Barsip, auf den Bronzebändern des Tempel-Tors von Balawat des Assuranṣirpal II. und auf einigen Siegeln des 9. Jh.s wird ein Wagen dargestellt, der von Menschen gezogen wird und im deutschen Sprachgebrauch meist als Thronwagen bezeichnet wird.Footnote 1 Auf der Bodenplatte des Wagens ist ein Thron – meist mit Fußbank – angebracht. Die Deichsel setzt an der Bodenplatte an und biegt sich nach oben, an ihrem oberen Ende ist das Joch befestigt, das mit Seilen mit der Bodenplatte verbunden ist; der Wagen kann so von zwei Personen gezogen werden. Auf Reliefs des Sanherib und Assurbanipal kann dann auch auf der Bodenplatte ein Wagenkasten montiert sein, in dem der Herrscher stehend wie auf seinem Kriegs- oder Jagdwagen transportiert wird.Footnote 2

Dieser von Menschen gezogene Wagen ist selten dargestellt, da er hauptsächlich im Palastbereich und dessen näherer Umgebung, in der Residenzstadt oder auch in Parks eingesetzt wurde, Areale, die in neuassyrischer Zeit kaum zur Darstellung kamen. Im freien Gelände kommt er nur ausnahmsweise zum Einsatz.

Schwierig zu deuten sind Siegeldarstellungen, auf denen ein vor Menschen gezogener Wagen dargestellt ist. Es handelt sich um Ritualszenen, auf denen Rohrgebäude, wie sie aus Texten gut bekannt sind, eine wichtige Rolle spielen. „Thronwagen” sind jedoch in diesen Texten nicht erwähnt.

Darstellungen von Thronwagen auf Reliefs, Wandmalereien und Bronzetoren

Assurnaṣirpal II.

Die frühesten Belege eines Thronwagens finden sich auf dem Tempel-Tor des Assurnaṣirpal II. in Balawat (s.o.). Vier durch Inschriften gesicherte Darstellungen eines Tributzugs von Sūḫu sind durch die Veröffentlichung der Balawat-Tore des Assurnaṣirpal bekannt: Palast-Tor R 7; Tempel-Tor L 6 (Abb. 1). R 1. R 3; R 6 (Abb. 2) sehr ähnlich wie L 6, jedoch ohne Beischrift.Footnote 3 Im Gegensatz zu den Reliefs des Nordwest-Palasts werden die Suḫäer auf diesen Toren nie im Kampf oder als Gefangene dargestellt, sondern stets als Tributbringer, wie wenig später auf dem schwarzen Obelisken des Salmanassar (vgl. Braun-Holzinger Reference Braun-Holzinger2018). Wie schon auf den Reliefs sind die Leute von Sūḫu barhäuptig; sie tragen lediglich ein Haarband, das lange Hemd ohne Mantel, die einfacheren Lastenträger den kurzen Rock. Nur auf Tempel-Tor R 6 könnte man einen kurzen Schal vermuten, wie er ebenfalls von den Assyrern getragen wird, jedoch nur ausnahmsweise bei den Fremden belegt ist (s. Braun-Holzinger Reference Braun-Holzinger2018: 37).Footnote 4

Abb. 1. Balawat, Tempeltor des Assurnaṣirpal, L6 (Barnett u.a. Reference Barnett, Curtis, Davis, Howard and Walker2008: Abb. 68)

Abb. 2. Balawat, Tempeltor des Assurnaṣirpal, R6 (Barnett u.a. Reference Barnett, Curtis, Davis, Howard and Walker2008: Abb. 84)

Auf Palast-Tor R 7 ist der Herrscher von Sūḫu nicht genannt; es handelt sich um den Tributempfang im Feld nach einem Sieg; der Herrscher steht unter seinem Sonnenschirm, er ist gerade dem Kriegswagen entstiegen, dem ein behelmter Reiter folgt; es fehlt dementsprechend auch die Angabe von Architektur.Footnote 5

Bei den drei anderen Darstellungen handelt es sich nicht um einen Feldzugstribut; zwei Mal nimmt Assurnaṣirpal im Thronwagen sitzend Tribut entgegen: Auf Tempel-Tor L 6 (Abb. 1) ist es der Tribut des Kudurru von Sūḫu, der von einer besonders langen Reihe von Tributbringern gebracht wird, es fehlt jedoch der übliche Anführer mit geballt erhobenen Händen. Der Tributzug wird vom Heranwinker eingeführt, vor dem zwei weitere Beamte im langen Gewand stehen. Der Thronwagen wird ebenfalls von zwei Beamten gezogen, an zwei Seilen. Hinter dem Thronwagen stehen der Wedel- und Tuchträger, gefolgt von zwei Bogenträgern im langen und zwei im kurzen Gewand. Sehr ähnlich ist die Darstellung auf Band R 6 (Abb. 2, ohne Beischrift); hier trägt das Gefolge des Herrschers ausschließlich das lange Hemd. Nichts deutet auf ein unmittelbar vorhergegangenes kriegerisches Ereignis hin.

Auf beiden Bändern thront der Herrscher vor ‒ oder eher in (vgl. Anm. 8) ‒ seiner Stadt, die am Wasser liegt und die durch Laibungstiere charakterisiert wird; zum Versuch einer Identifikation mit Nimrud (s. Braun-Holzinger Reference Braun-Holzinger2018: 54 Abb. 22b.c). Auf Band R 1 ist wiederum der Tribut des Kudurru von Sūḫu genannt; die Personenabfolge ist sehr ähnlich wie auf L 6, der Herrscher steht allerdings ohne Wagen unter dem Sonnenschirm. Die Stadt, auf einer flachen Erhöhung, ist ausnahmsweise benannt: Balawat (Braun-Holzinger Reference Braun-Holzinger2018: 54 Abb 22a).Footnote 6

Der Tribut von Sūḫu (in der Beischrift nur noch Sūhu zu lesen) auf Tempel-Tor R 3 wird wiederum vor/in einer stattlichen Stadt auf mehreren Hügeln entgegengenommen; zum Vorschlag, hier Assur zu erkennen, vgl. Braun-Holzinger (Reference Braun-Holzinger2018: 54f. mit Abb. 22d); allerdings fehlt der Herrscher mit seinem Gefolge, die Lücke läßt jedoch keinen Platz für Anführer mit erhobenen Händen. Auf all diesen Tributszenen vor wahrscheinlich assyrischen Städten fehlen also jeweils die hochrangigen leicht gebeugten Anführer, die bei einem Tribut aus Sūḫu, der nach Assyrien geliefert wurde, auch nicht unbedingt zu erwarten sind.

Die Szenen mit dem Thronwagen sind somit eindeutig als nicht unmittelbar im kriegerischen Kontext zu sehen – abgesehen davon, daß Tribut natürlich stets die Folge von siegreichen Unternehmungen ist; sie zeigen den Herrscher im Bereich seiner Residenz.

Bei diesen Tributdarstellungen von Sūḫu zeigt sich deutlich, daß Annalentexte nicht alle Ereignisse, die bildlich dargestellt wurden, erwähnen. So ist von einem Tribut des Kudurru zumindest nach der 6. Kampagne nicht die Rede.Footnote 7 Balawat (Imgur-Enlil) spielt in den Annalentexten keine Rolle. Daß hier dies Ereignis in Balawat herausgegriffen wird, ist verständlich, denn so wird der Aufstellungsort der Tore mit ins Bild gebracht. Es ist somit auch nicht zu erwarten, daß die anderen Tributszenen sich stets mit Erwähnungen in den Annalen decken.

Wo jeweils der Tribut in den assyrischen Residenzen empfangen wurde, geht aus den Quellen nicht hervor, sicherlich jedoch nicht auf freiem Feld vor der Stadt. Auf assyrischen Reliefs wird nie Geschehen innerhalb von Architektur gezeigt ‒ allenfalls auf den Mauern und ZinnenFootnote 8 ‒, es wird stets Architektur und Geschehen nebeneinander gesetzt, wie im Alten Vorderen Orient seit dem 3. Jt. üblich. Die Darstellungen des Assurnaṣirpal unter Sonnenschirm und auch auf dem Thronwagen weisen daher wohl auf ein freies Areal, am ehesten innerhalb der Palastanlage, hin.

Til Barsip, Palast, Wandmalerei

Auf der Wandmalerei des Palastes von Til Barsip, Raum 24i (Abb. 3)Footnote 9 steht der Thronwagen nicht vor Tributbringern, sondern vor Gefangenen; der Herrscher wird von Kriegern begleitet, es handelt sich also deutlich um eine Szene, die auf eine kriegerische Auseinandersetzung folgte, zu der der Herrscher offenbar nicht im Wagen aufgebrochen ist.

Abb. 3. Til Barsip, Palast, Raum 24 I (Thureau-Dangin, Dunand Reference Thureau-Dangin and Dunand1936: Taf. 51)

Daß der Fremde, der dem Einführenden folgt, nach rückwärtsgewandt ist, ist ungewöhnlich, ebenso daß ein Soldat vor dem Herrscher einen rückwärtsgewandten Fremden mit einem hoch geschwungenen Krummsäbel bedroht; man muß wohl mit einer nicht korrekten Rekonstruktion rechnen.Footnote 10 Es müßte sich um einen Mann mit bittend erhobenen Händen nach links gerichtet handeln, wie er üblicherweise dem Einführer folgt.Footnote 11

Welche Absicht dahinter steckt, in Raum 24 den Herrscher vor Gefangenen einmal auf dem Thron (an der Thronseite des Raums), dem der Streitwagen folgt, darzustellen, und einmal im Thronwagen sitzend (dem Eingang gegenüber), vor den Tributbringern(?) jedoch zwei Mal stehend, läßt sich nicht erkennen, solange wir die Nicht-Assyrer nicht sicher benennen könnenFootnote 12 und nicht wissen, wo die jeweilige Szene sich abspielte und die Rekonstruktion in manchen Details nicht korrekt sein kann.

Sargon, Ḫorsabad, Palast

Auf Reliefs der Fassade L des Sargon-Palasts in ḪorsabadFootnote 13 wird von Assyrern die Ausstattung des Herrschers herbeigetragen: Trinkset, Thronwagen, Thron, Tisch, Wagen und Pferde; es folgen, eventuell für Gäste, Hocker(?), Gefäße und eine Sitzbank. Der Thronwagen (Abb. 4) folgt unmittelbar nach dem Trinkset und noch vor dem Thron, er wird wie das königliche Mobiliar von Beamten im langen Gewand mit Fransenschal getragen. Der Wagen, der erst hinter dem Tisch folgt, wird hingegen von Assyrern im kurzen Hemd getragen, ein weiterer führt die Pferde. Auch dies deutet an, daß der Thronwagen zur Ausstattung innerhalb des Palastareals gehört, im Gegensatz zum Wagen mit den Pferden, für den nicht die hohen Beamten, sondern die Wagen- und Pferdeführer verantwortlich sind. Über die genauere Verwendung gibt dies Relief leider keine Auskunft.

Abb. 4. Ḫorsabad, Palast, Fassade L (Botta, Flandin Reference Botta and Flandin1850: Taf. 16. 17)

Sanherib, Ninive, Südwest-Palast

Ištar-Prozession

Im Südwest-Palast des Sanherib in Ninive wurden Reliefs eines Prozessionszugs gefunden, die versuchsweise als zwei Seiten einer Passage angeordnet wurden.Footnote 14 Auch wenn deren Lage in der Nähe des Ištar-Tempels und somit auch die übliche Bezeichnung „Ištar-Prozession” für diese Szene reine Vermutung bleiben muß, ist doch klar, daß der sich aufwärts bewegende Zug den Herrscher im Thronwagen mit Gefolge und Soldaten zeigt (Abb. 5), der gegenüberliegenden Zug ebenfalls Soldaten und Musiker, von denen zwei auf Grund ihrer Kopfbedeckungen kultische Funktion inne hatten (Seidl Reference Seidl2003–2005: 643–644), und wahrscheinlich nochmals den Herrscher mit Gefolge.Footnote 15 Das Ziel der Prozession ist unklar; um einen Tribut- oder Gefangenenzug kann es sich nicht handeln, da dem Herrscher der Kronprinz und weitere Assyrer voranschreiten und entgegenkommende Personen nicht zu erwarten sind; eventuell liegt das Ziel tatsächlich außerhalb der Passage, eventuell auch außerhalb des Palastes, aber wohl in unmittelbarer Nähe, wie z.B. der Ištar-Tempel, also in einer Entfernung, die für einen Thronwagen angemessen war. Im Tempel angekommen agierte dann der Herrscher stehend oder auch kniend.

Abb. 5 Ninive, Südwest-Palast, „Ištar-Prozession” (Gadd Reference Gadd1936: Taf. 23)

Lamassu-Transport in Hof VI

Bei dem riesigen Tableau des Lamassu-Transports in Hof VI ist der Herrscher zwei Mal stehend auf dem von Menschen gezogenen Wagen dargestellt (Abb. 6. 7), zwei in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Szenen.Footnote 16 Der Herrscher erscheint nicht mit voller Entourage; lediglich die beiden Wagenzieher und der folgende Wedelträger sind wie üblich im langen Hemd dargestellt. Der von Menschen gezogene Wagen befindet sich weit außerhalb einer Residenz, mitten in einer eher unwegsamen Landschaft, in der der Herrscher nicht im Pferdewagen fahren kann, aber auch nicht als Kriegsherr reitet, in der kein einziges Pferd erscheint; viel wird per Fluß transportiert oder dann weiter mit kleinen Schubkarren.

Abb. 6 Ninive, Südwest-Palast, Hof 6 (Layard Reference Layard1853: Taf. 12)

Abb. 7. Ninive, Südwest-Palast, Hof 6 (Paterson Reference Paterson1915: Taf. 29)

Der Wagen erscheint in zwei Szenen in dem Abschnitt der Landschaft, in dem der Fluß nicht mehr angegeben ist. Einmal, sozusagen auf der Hinreise (nach rechts), überblickt Sanherib die Arbeit am Steinbruch (Abb. 6 slab 63); hinter ihm, nach einer kleinen Lücke, folgen die Lastkarren mit Material für den Lamassu-Transport. Hinter diesen Karren, allerdings wieder nach einer Lücke, ändert sich die Zugrichtung, man bewegt sich nun zurück nach Ninive. Nach links gewendet (Abb. 7 slab 61) steht Sanherib umgeben von den Aufsehern mit Keule. Im oberen Streifen zeigt die Landschaft zunächst Schilfdickicht, nach einer Lücke beginnt dann auch das Wasser mit den Lastkähnen. Auf dem Wasser wird Sanherib wohl zunächst die weitere Rückreise verbracht haben; leider fehlt zunächst der oberste Bildstreifen mit dem Wasser, auf dem das königliche Boot zu vermuten ist, ebenfalls die weiteren Partien, auf denen der Herrscher eventuell auf seinen Wagen umsteigt, mit dem er Ninive erreichen wird. Der ‚StehThronwagen‘Footnote 17 wäre hier daher der Ersatz für den eigentlichen Wagen, in dem der Herrscher ebenfalls stehend fortbewegt wird, den er in unwegsamen Gelände jedoch nicht mit sich führen kann.

Transportszene in Raum 49

Anzuschließen ist ein Relieffragment, für das schon Weidner eine Ergänzung mit ‚Steh-Thronwagen‘ vorgeschlagen hat (Weidner Reference Weidner1939: 88‒90 Abb. 74) und ein weiteres mit den Ziehenden, das Reade als zugehörig hinzufügen konnte und die er beide versuchsweise, aber überzeugend, einer Transportszene in Raum 49 zugeordnet hat.Footnote 18 Hier ist offenbar auch der Transport (Treideltransport) zu Wasser mit einer großen Last dargestellt, bei dem wiederum der ‚Steh-Thronwagen‘ das für den Herrscher adäquate Transportmittel darstellt.

Assurbanipal, Nord-Palast

Vor der Löwenjagd

Vor der Löwenjagd in Raum C wird in Raum AFootnote 19 der Auszug des Herrschers aus dem Palast zur Jagd im (Steh-)Thronwagen in Begleitung des gesamten Jagdgefolges dargestellt (Abb. 8). Der Wagen wird gerade angehalten, wie die beiden nach rückwärtsgewandten Männer verdeutlichen, die das Deichselende unterstützen, so daß der Wagen in waagerechter Position anhalten kann (so eventuell auch bei der Ištar-Passage). Wo der Wechsel vom Thronwagen zum Jagdwagen stattfand, wissen wir nicht. Da es der Aufbruch zu einem ‚kämpferischen‘ Ereignis ist, die Jagd ja stehend im Wagen stattfand, wurde eventuell für diesen speziellen Zweck des Auszugs aus dem Palast der ‚Steh-Thronwagen‘ gewählt.

Abb. 8. Ninive, Nord-Palast Raum A Löwenjagd (Barnett Reference Barnett1976: Taf. 2. 3)

Beutewagen

Zwei Mal ist im Thronsaal M des Nord-Palastes ein erbeuteter Thronwagen dargestellt (Abb. 9; Barnett Reference Barnett1976: Taf. 35); in beiden Fällen wird er getragen, während erbeutete Streitwagen stets gezogen werden.Footnote 20

Abb. 9. Ninive, Nord-Palast Thronraum M (Gadd Reference Gadd1936: Taf. 26)

Im unteren Register ist die babylonische Beute, insbesondere der Besitz des Šamaš-šuma-ukīn mitsamt seinen RegaliaFootnote 21 dargestellt und auch in der Beischrift aufgeführt (Barnett Reference Barnett1976: 47);Footnote 22 Bild und Text stimmen hier überein, der Thronwagen, deutlich ein ‚Steh-Thronwagen‘, wird explizit erwähnt als gišša-šá/šad-da-di [ru]-kub EN-ti-šu, Footnote 23 im Unterschied zum ihm folgenden Streitwagen gišGIGIR.

Im oberen Register wird die Beute einer eroberten elamischen Stadt weggetragen. Daß es sich um einen elamischen Wagen handelt, wird an der Zahl der Speichen deutlich, wie schon Reade festgestellt hat (Reade Reference Reade1976: 104);Footnote 24 er vermutet hier überzeugend die Eroberung von Susa 646 mit der entsprechenden königlichen Beute, wie sie der babylonischen Beute darunter entspricht. Es handelt sich deutlich um einen ‚Sitzthronwagen‘.

Zusammenfassung zum Thronwagen

Der Thronwagen gehört spätestens seit Assurnaṣirpal II. zur Ausstattung des Herrschers, wird in einigen Fällen in Text (vgl. Anm. 23) und Bild (Abb. 4. 9) sogar vor dem Streitwagen genannt oder abgebildet. Zunächst ist er nur in seiner Ausführung als ‚Sitzthronwagen‘ belegt, in Situationen, in denen der Herrscher sonst sitzend, stehend oder im Streitwagen stehend erscheinen kann: beim Empfang von Tribut in der Residenz (Assurnaṣirpal, Balawat, Tempel-Tor); auf Feldzügen wird er, falls die Darstellungen bei Salmanassar III., Sargon und Sanherib repräsentativ sind, nicht mitgeführt, im Gegensatz zum Thron.Footnote 25

Erst beim Lamassu-Transport, bei dem weder Wagen noch Pferde zum Einsatz kamen, wird als Ersatz für den Streitwagen der ‚Steh-Thronwagen‘ eingesetzt, in diesem Fall wurde er vermutlich streckenweise per Schiff transportiert.

Auf die Beförderung des Herrschers vom Palast zu nahegelegenen Orten weisen die sog. Ištar-Prozession des Sanherib und die Löwenjagd des Assurbanipal hin, der ‚Sitzthronwagen‘ führt ihn zu einem ‚kultischen‘ Ereignis, der ‚Steh-Thronwagen‘ zur Jagd.

Darstellungen von Thronwagen und Rohrhütten auf Siegeln

Vier zweiregistrige Siegel (Abb. 10, Siegel 1‒4)Footnote 26 zeigen oben eine Thronwagenszene, unten wahrscheinlich eine Krankenszene mit Beschwörung. Die Szenen auf Siegel 1 aus Nimrud und Siegel 2 aus dem Kunsthandel sind sorgfältig ausgeführt und stimmen weitgehend überein. Siegel 3 und 4 zeigen etwas abweichende Szenen, stark vergröbert und in manchen Details kaum ausgeführt oder abgerieben(?).

Abb. 10: Siegel 1, Nimrud; mit freundlicher Genehmigung von Lamia al-Gailani Werr. – Siegel 2, Kunsthandel (Williams Forte Reference Williams-Forte and Muscarella1981: Nr. 86) © Bible Lands Museum Jerusalem. – Siegel 3, Kunsthandel (von der Osten Reference von der Osten1934: Nr. 407). – Siegel 4, Kunsthandel. © National Museum of Denmark. – Siegel 5, Tell Halaf. © Tell Halaf-Project, Foto: Laura Simons. – Siegel 6, Tell Halaf (Hrouda Reference Hrouda1962: Taf. 23 Nr. 9). – Siegel 7, Kunsthandel (Teissier Reference Teissier1984: Nr. 231).

Obere und untere Szene gibt es auch einzeln: die obere mit Thronwagen bisher nur ein Mal, aus Tell Halaf (Abb. 10, Siegel 5), die untere einmal ebenfalls aus Tell Halaf (Abb. 10, Siegel 6), eine zweite stammt aus dem Kunsthandel (Abb. 10, Siegel 7).Footnote 27

Williams-Forte (Reference Williams-Forte and Muscarella1981: Nr. 86) hat diese Siegel zusammengestellt, soweit sie damals bekannt waren (Abb. 10, Siegel 2. 3. 4. 6); ausgehend von dem in manchen antiquarischen Details nicht völlig korrekten Siegel 2 gibt sie eine ausführliche und weitgehend überzeugende Beschreibung und Interpretation der Siegelszenen. Das Siegel 1 aus Nimrud, das einzige zweiregistrige, das nicht aus dem Kunsthandel stammt, wurde erst später gefunden.Footnote 28 Sie nennt das Gefährt im oberen Register “portable throneˮ oder “wheeled throneˮ (Willims-Forte Reference Williams-Forte and Muscarella1981: 129–130), eine Bezeichnung, die für dies Gefährt auf Siegeln zutreffender ist als Thronwagen.

Obere Szene

Die Thronwagenszene auf Siegel 1 (Nimrud) entspricht im Aufbau weitgehend den oben besprochenen Thronwagenszenen der Palastreliefs: Zwei Männer im Gewand assyrischer Beamter, allerdings mit hohen Hüten, wie sie sonst das Kultpersonal trägt (vgl. Abb. 10; Seidl Reference Seidl2003–2005: 643–644), ziehen an zwei Seilen, die über ihre Schultern geführt sind, einen Thronwagen; das Ende der hochgebogenen Deichsel oder ein kurzes Joch sind nicht zu sehen. Dies entspricht den Darstellungen ab Tiglatpilesar III., da die Ziehenden dicht nebeneinander stehen, nicht gestaffelt hintereinander wie auf dem Balawat-Tor, und das Rad acht Speichen aufweist. Vom Thronenden auf einfachem Hocker mit Rückenlehne (so auch auf Abb. 10, Siegel 2) ist nur der Unterkörper erhalten; sein Gewand entspricht weitegehend dem Gewand der Beamten: ein Hemd, allerdings nicht glatt mit einem unterem Fransenabschluß, sondern zweifach gestuft; der Fransenschal ist über die linke Schulter geführt; es handelt sich eindeutig nicht um einen Herrschermantel. Der Thronende hält einen langen Stab (so auch auf Abb. 10, Siegel 2. 3. 5),Footnote 29 wie z.B. auch der Herrscher auf dem Thronwagen auf dem Tempel-Tor des Assurnaṣirpal (s. Abb. 1 und 2, L 6 und R 6).

Direkt hinter dem Wagen steht ein weiterer Beamter, dessen Oberkörper nicht erhalten ist, das hintere herabhängende Ende des über die Schulter gelegten Tuchs ist noch zu sehen (vgl. Siegel 2); hinter ihm sind noch Reste einer Standarte erkennbar, eventuell handelt es sich um den Spaten des Marduk; es folgen zwei weitere Beamte, deren Köpfe ebenfalls fehlen.

Ziel des Zuges ist ein dem Wagen zugewandter Beamter; da sein Kopf fehlt, bleibt es unklar, ob er mit Hut zu ergänzen ist (so auf dem Siegel 2, eventuell auch auf 3). Er hält in der vorgestreckten Rechten einen kurzen konischen Gegenstand (Becher?), die erhobene linke scheint leer. Zu seinen Füßen schwebt ein rautenförmiges Objekt, darüber noch ein kleineres. Unklar bleibt die Funktion des hohen Stabs hinter ihm, von dem eventuell ein Band herabhängt,Footnote 30 seine Bekrönung fehlt. Er dient hier als Szenentrenner.

Siegel 2 zeigt die gleiche Personenfolge wie Siegel 1, allerding steht zusätzlich zu dem Beamten, der den Zug empfängt und bei dem die hohe Mütze erhalten ist, ein weiterer ohne Mütze. Der Thronende träg die Herrschertiara, der Mann hinter ihm mit dem über die Schulter hängenden Tuch hält einen Sonnenschirm; alle anderen Männer haben die rechte Hand erhoben, die linke vorgestreckt. Der rechte der beiden Ziehenden hält einen Krummstab in der Rechten. Zwischen den Ziehenden und dem Mann gegenüber steht das Symbol des Nabû, der Griffel (bei Siegel Nr. 1 eine Raute); zwischen den beiden nach rechts gewandten Männern steht ein kurzer Stab mit gefächertem Ende, hinter ihnen ein hoher Stab, mit ebenso gefächertem Ende, als Bildtrenner.Footnote 31 Die Raute schwebt vor dem Thronenden. Zwischen den Köpfen schweben Stern, Sibitti, Mondsichel (die auch bei Siegel Nr. 1 erhalten) und zwei keilförmige Zeichen. Das Rad hat nur sechs Speichen.

Siegel 3 ist so undeutlich, daß es sich nur durch die besser erhaltenen erklären läßt: Der Zug geht ausnahmsweise nach rechts, die Personenfolge ist verkürzt, hinter dem Wagen folgt nur eine Person. Vor dem Wagen stehen zwei Personen Rücken an Rücken, sie sind so kaum als Ziehende zu erkennen.Footnote 32 Der vordere hält die rechte Hand erhoben, die linke vorgestreckt wie auch der Mann, der ihm gegenüber steht. Ob zwischen diesen beiden Personen kleine Objekte auf dem Boden standen, oder ob es sich um Unregelmäßigkeiten der Bearbeitung handelt, ist ungewiss. Hinter dem Mann, auf den der Zug sich zubewegt, stehen zwei turmartige Gebilde in einem gewissen Abstand, die so an einen Gebäudeeingang erinnern;Footnote 33 die Struktur der beiden Türme mit gebündelten mehrfach umwundenen Stäben/Rohren und ebensolchen Querelementen als oberer Abschluß entspricht jedoch keineswegs der der üblichen zinnenbekrönten Tempel- oder Palasteingänge. Was zwischen ihnen ist, ist unklar. Offensichtlich hat der Siegelschneider nach einer summarisch ausgeführten Vorlage gearbeitet.

Siegel 4 zeigt nur die beiden Ziehenden, eventuell Rücken an Rücken, den ThronendenFootnote 34 und einen weiteren Mann hinter ihm, der eventuell einen Wedel in der rechten Hand hält. Das Ziel scheint eine ähnliche Konstruktion zu sein wie bei Siegel 3, aber die Bündel sind gebogen, die Elemente davor sind völlig unklar.Footnote 35 Nur das schwach zu erkennende Rad unter dem Thron deutet auf einen Wagen hin.

Es gab offensichtlich unterschiedliche Fassungen dieses Bildthemas, einmal der ausführliche Zug, einmal der verkürze Zug mit Architekturelementen. Von letzterem Thema hat sich leider kein sorgfältig ausgearbeitetes Siegel erhalten, s. dazu auch unten zur Ritualszene im unteren Register von Siegel 3 und 4.

Auf Siegel 5 (Tell Halaf) unterscheidet sich der Thronende ohne Kopfbedeckung nur durch den Bart von den anderen Männern, sie tragen alle das Hemd, ohne Schal; es fehlt das Ziel. Dem Wagen folgen ein Wedelträger und zwei weitere Männer. Der Wedelträger und einer der Ziehenden tragen ein Schwert. Vor dem Wagen (mit sechs Speichen) schweben eine Mondsichel und ein Stern, unter der Deichsel liegt ein Capride(?).Footnote 36

Auf den sorgfältig ausgeführten Siegeln 1 und 2 handelt es sich jedoch nicht um den von den Reliefs bekannten Wagen. Auf Siegel 1 steht zwar der Thron auf einer Bodenplatte, die in eine Art Deichsel übergeht, die von den Männern mittels Seilen gezogen wirdFootnote 37; das Rad ist jedoch völlig unfunktional hinter den Thron gesetzt, so daß die Sitzfläche in Höhe des oberen Radrandes sitzt, die Bodenplatte nicht gegen die Achse, sondern gegen den unteren Rand des Rades stößt, ebenso bei Siegel 2. Auf dem einzigen anderen Siegel aus einer Grabung, dem aus Tell Halaf (Siegel 5), handelt es sich um eine Art Rollstuhl, dessen Fußteil wiederum in eine Deichsel übergeht, die die beiden Männer – ohne Seile – ziehen; das Rad ist hier so unter dem Sitz angebracht, daß ein Ziehen dieses Gefährts im Gegensatz zu dem auf dem Siegel 1 und 2 möglich scheint. Auch bei Siegel 3 und 4 sitzt das Rad unter dem Thron, von der Konstruktion des Wagens ist nichts zu sehen.

Siegel 2 zeigt eindeutig den Herrscher mit Tiara, so wohl auch bei Siegel 1 zu ergänzen; auch der Stab bei 1. 2 und 3 deutet auf den Herrscher hin, ebenso der Sonnenschirm bei Siegel 2. Auch der Beamtenzug mit Tuchträger ist nur bei Herrscherszenen belegt. Lediglich das Gewand des Herrschers ist untypisch, es handelt sich eindeutig nicht um den Herrschermantel. Eventuell haben die Siegelschneider hier die Vorlage nicht genau beachtet, wie sie auch den Fransenschal immer über der im Bild vorderen Schulter zeigen, nicht wie auf den Reliefs stets korrekt, über der linken. Eventuell deutet das Fehlen des Herrschermantels jedoch auf die besondere Situation hin, in der sich der Herrscher hier befindet, s.u.

Untere Szene

Mittelpunkt der Siegel 6 und 7 und der unteren Szenen von Siegel 1–3Footnote 38 ist eine bogenförmige baldachinartige Konstruktion aus gebündelten gebogenen Stäben/Rohren, deren Enden an beiden Seiten frei herabhängen; bei Siegel 7 handelt es sich um ein Flechtwerk, ebenfalls mit herabhängenden Enden. Unter dem Baldachin liegt ein Mann im langen Hemd auf einem geflochtenen Lager mit erhöhtem Kopfteil, jedoch ohne Bettgestell (auf Siegel 6 erhöhte kreuzschraffierte Liege). Am Fußende beugt sich ein weitere Mann im Hemd und Schal über den Liegenden und richtet einen Stab (Siegel 7 spitz, Siegel 2 und 6 längerer Stab?) gegen dessen Brust. Am Kopfende kniet ein weiterer Mann mit erhobener rechter Hand.Footnote 39

Die Personen außerhalb der Hütte variieren: ein Bogenschütze mit Pfeilen in der rechten(?) Hand (Siegel 1. 2. 3? 6), eine Frau mit erhobenen Armen bei entblößtem OberköperFootnote 40 der Mittelszene zugewandt (Siegel 1. 2. 7, bei 2 Kopf nach links, Füße nach rechts, also im Abgang) und springende! Hunde (bei Siegel 2 beidseits des Baldachins). Nur auf Siegel 1 und 7 befindet sich ein „Beschwörer” mit längerem Stab auch außerhalb der Hütte (bei Siegel 3 ist auch der Kniende am Kopfende außerhalb der Hütte). Die astralen Symbole variieren, der Griffel des Nabû erscheint bei Siegel 7.

Siegel 3 und 4 weichen auch hier von Siegel 1 und 2 ab: Außerhalb der Hütte befindet sich bei Siegel 3 eine Kampfgruppe aus zwei Bogenschützen(?), die einen Stier flankieren. Eventuell wurde vom Siegleschneider eine nicht deutliche Vorlage nicht korrekt wiedergegeben. (Ankauf vor 1934).Footnote 41

Siegel 4, das auch im oberen Register verworren ist, läßt im unteren die ursprüngliche Szene kaum noch erkennen. Ob dies am Unvermögen und Unverständnis des antiken Siegelschneiders lag oder etwa des modernenFootnote 42 (Ankauf Aleppo 1927), läßt sich kaum feststellen. Das Vorbild für Siegel 4 entsprach eventuell nicht der korrekten Fassung, sondern einer vergröberten wie bei Siegel 3, so daß der Siegelschneider den halbrunden Bogen zu einem Kreis ergänzte, den Inhalt der Hütte erkannte er nicht. Die Kampfgruppe hat er eigenwillig umgestaltet.

Rohrgebinde in Ritualen

Verbindendes Element der oberen und unteren Szene sind die „Rohrkonstruktionen”, einmal bei Siegel 3 und 4 oben als Eingangselemente, unten jeweils als Baldachin. Auch das Lager aus Flechtwerk unterscheidet sich deutlich von den Klinen mit Bettgestell aus Holz, wie sie z.B. die Krankenszenen innerhalb des Hauses auf den Lamaštu-Amuletten zeigen.Footnote 43 Geflochtene Liegen zeigen auch die beiden ungewöhnlichen mehrstreifigen Amulett-Siegel aus dem LouvreFootnote 44 und dem Ashmolean MuseumFootnote 45, auf die Meissner bei seiner Behandlung der Siegel mit Krankenbeschwörungen schon hingewiesen hat. Ausgehend von dem Siegel 6 (Tell Halaf) und auch Siegel 3 geht er ausführlich auf die Beziehung dieser Siegel zu den Ritualtexten ein, da er in dem Baldachin eine „Hütte aus zusammengebundenen Rohrbündeln” erkennt, und diese mit šutukku und urigallu der Texte identifiziert.Footnote 46 Ihm folgten Williams-Forte (Reference Williams-Forte and Muscarella1981: Nr. 86) bei der Publikation von Siegel 2 und Wiggermann,Footnote 47 die zunächst den Baldachin mit den giurigallu der Rituale in Verbindung brachten, während Teissier (Reference Teissier1984: 39 Nr. 231) bei der Publikation von Siegel 7 ihn als šutukku identifiziert,Footnote 48 Walker, Dick (Reference Walker and Dick2001: 53 Anm. 41) wollen bei Siegel 7 jedoch wiederum unter den in Ritualen genannten giurigallu, „bundles of reed”, den Baldachin erkennen.

Oshima hat dann jedoch mit speziellem Hinweis auf die Beschwörungen gegen utukkū lemnūtu bei seiner Behandlung von Siegel 2 präziser auf šutukku hingewiesen (Oshima Reference Oshima2013: Anm.7), eine Hütte aus Rohr (šutukku),Footnote 49 in der sich das Ritual abspielt. Dort wird eine Szene, wie sie deutlich vor allem auf Siegel 1. 2. 6 und 7 zu erkennen ist, beschrieben:Footnote 50 „To appease the heart and mind of a god, erect a reed hut of the “divine protector” for the man, son of his god. Set (it) up at the patientʼs bed, wrap (him) with a twine of black goat hair, drive in an eʼru-wood peg, and bind (the patientʼs) side. Recite the incantation, cast Eaʼs spell, and add (to it) Mardukʼs incantation. Set it at the man's head, so that the headache (affecting) his whole body may be carried off to the Netherworld. I adjure you by the great gods, may you go away!” (Übersetzung von Geller). Das heißt, der Kopfwehverursacher (á-sàg/diʼu) wird weggehen. Falls es sich bei der Standarte auf Siegel 1 um den Mardukspaten handelt, könnt dies ein Hinweis auf die Rolle Marduks bei diesen Ritualen sein, vertreten durch seine Standarte.Footnote 51 Die anderen Symbole lassen sich vorläufig in diesem Zusammenhang nicht erklären.Footnote 52

Bei der Person mit entblößtem Oberkörper wird es sich am ehesten um eine der bösen Dämoninnen, der Lamaštu vergleichbar,Footnote 53 handeln, wie sie in den Beschwörungen gegen utukkū lemnūtu oft aufgezählt werden,Footnote 54 Da der BogenschützeFootnote 55 auf dem Siegel 5 alleine gegen die Rohrhütte kämpft, ohne die weibliche Dämonin, wird es sich bei ihm wohl ebenfalls um einen bösen Dämon handeln, z.B. den Asag-Dämon. Über das Erscheinungsbild der utukkū lemnūtu wissen wir nichts.Footnote 56 Der Exorzist mit dem er'u-Stab steht auf der anderen Seite der Hütte.Footnote 57 Allerdings wurde das Ritual gegen utukkū lemnūtu wohl nicht für den Herrscher durchgeführt, so daß es sich bei dieser Szene um ein anderes Ritual handeln muß, vgl. z.B. unten zu Bīt salāʼ mê.

Taracha,Footnote 58 Sallaberger,Footnote 59 AmbosFootnote 60 und JeanFootnote 61 haben sich mit diesen Rohrhütten befasst, die bei offiziellen Ritualen, die vom Palast ausgehen und in der Steppe durchgeführt werden, errichtet werden, jedoch auch bei anderen Ritualen zum Einsatz kamen.Footnote 62 Beim Ritual Bīt salāʼ mê Footnote 63 zog der Herrscher, begleitet von Priestern, in einer Art Prozession vom Palast zum ausführlich beschriebenen Rohrgebäude,Footnote 64 der König hatte die Insignien abgelegt. Es geht hier allerdings nicht um die Abwehr böser Dämonen, erklärt jedoch, daß der Herrscher während des auf den Siegeln dargestellten Rituals keine Insignien trägt.

Bei der Herstellung einer Kultstatue werden beim Mundöffnungsriutal – Mīs pîgiurigallu (Rohrbündel) in einem Kreis aufgestellt, in dem dann šutukku errichtet werden, in denen die Kultstatue auf eine Rohrmatte (burû) gelegt werden kann.Footnote 65 Auch während des Rituals Bīt rimki werden šutukku, die mit Göttern in Verbindung stehen, von einem Kreis von giurigallu umgeben.Footnote 66 Ein von Menschen gezogenes Gefährt ist jedoch in all diesen Ritualtexten meines Wissens bisher nicht belegt.Footnote 67

Diese drei Rituale spielen in der Steppe; das Rohr für šutukku und für giurigallu wird herbeigeschafft, aus diesem Rohr werden sie errichtet. Rohr spielt auch bei den Beschwörungen eine Rolle.Footnote 68 Sallaberger betont bei diesen Ritualen, daß es sich um temporäre Rohr-Konstruktionen handelt.Footnote 69 Am Ende des Rituals werden sie vernichtet.Footnote 70 Die Struktur dieser šutukku und die der „Eingänge” bei den Thronwagenszenen auf Siegeln 3 und 4 stimmen überein: Rohrstangen gebündelt und in kurzen Abständen zusammengebunden.Footnote 71 Eine Identifizierung dieser Hütten mit šutukku und der „Eingänge aus Rohr” mit dem Kreis der giurigallu (s.u. Anm. 96), innerhalb dessen sich das Ritualgeschehen abspielt, ist naheliegend.Footnote 72 So kann auch die Besonderheit der geflochtenen Liegen auf diesen Siegeln mit der in manchen Ritualen genannten Rohrmatte (burû) in Verbindung gebracht werden (vgl. Anm. 65).

Anders verhält es sich um die Errichtung von giurigallu beim Ritual Bīt mēseri,Footnote 73 das sich im Haus abspielt; dabei werden nicht giurigallu als Rohrbündel errichtet, sondern Darstellungen von giurigallu in Gips an die Wände gemalt, sie werden verschiedenen Göttern und Funktionen zugeordnet.Footnote 74 Nach Beendigung des Rituals werden die Zeichnungen abgewischt.

Von all diesen Ritualen,Footnote 75 an deren Ende die temporären Installationen, darunter šutukku und giurigallu entfernt werden, ist das Ritual Šēp lemutti zum dauerhaften Schutz des Hauses zu unterscheiden. Das Repertoire der Schutzfiguren, deren Namen und Darstellungen, ist gut erforscht.Footnote 76 Urigallu kommen nicht vor, lediglich als Attribut mancher apkallu, die einen Rohrstab halten.Footnote 77 Temporäre Rohrbündel sind hier auch nicht zu erwarten.Footnote 78 Diesem Figurenrepertoire entsprechen auch die Schutzfiguren auf Reliefs innerhalb neuassyrischer Paläste;Footnote 79 giurigallu, die ein Ritualgeschehen umhegen, sind daher auch dort nicht zu erwarten.Footnote 80

Exkurs zu Standarten und stilisierten Bäumen

Eine Identifizierung des Kompositbaums neuassyrischer Darstellungen, wie sie z. B. zahlreich auf den Wandreliefs im Nordwest-Palast des Assurnaṣirpal II. angebracht waren, mit urigallu ist jedoch von Finkel und Reade (Reference Finkel and Reade1996: 229) vorgeschlagen worden, Roaf und Zgoll (Reference Roaf and Zgoll2001: 274–277) haben diese These abgelehnt, dann wurde sie jedoch von Seidl und Sallaberger (Reference Sallaberger2005/2006: 54–74) mit eingehender Behandlung wieder aufgenommen.

Es handelt sich bei diesen stilisierten Bäumen in neuassyrischer Zeit meist um sog. Volutenbäume,Footnote 81 deren Genese und unterschiedliche Erscheinungsformen während des 2. Jt.s KepinskiFootnote 82 und KantorFootnote 83 detailreich ausgeführt haben.Footnote 84 Beide haben klar herausgearbeitet, daß natürliche und stilisierte Bäume zusammen vorkommen, und in Beziehung zueinander stehenFootnote 85.

Viele ursprünglich vegetabile Elemente werden mehr oder weniger stilisiert zu diesen Kompositbäumen zusammengefügt.Footnote 86 Der Volutenbaum entwickelte sich wohl in Syrien während des 17. Jh.s unter ägyptischem und ägäischem Einfluß,Footnote 87 wurde in Mesopotamien von mittanischen Vorbildern in mittelassyrischer (mittelbabylonischer) Zeit übernommen und abgewandelt und dann bis in neuassyrischer Zeit tradiert.Footnote 88 Nachahmung eines bestimmten Baumes wurde nicht angestrebt. Bei ihrer detaillierten Typologisierung der Volutenbäume hat Kepinski keine Hinweise auf Vorbilder aus Rohr gesehen.Footnote 89

„Rohrstandarten” mit unterschiedlichen Aufsätzen haben ihren Ursprung in frühsumerischer Zeit, flankieren zunächst Tempeleingänge, werden dann in altbabylonischer Zeit oft von Wächterfiguren gehalten.Footnote 90 Diese Standartenhalter, auch an Eingängen, sind weiterhin in mittelassyrischer und auch neuassyrischer Zeit belegt.Footnote 91 Diese Standarten – ein hoher Stab mit unterschiedlichen Aufsätzen, die z.B. als Götterstandarten auch das Kultbild ersetzen könnenFootnote 92 – und der Kompositbaum – zusammengesetzt aus ursprünglich unterschiedlich vegetabilen Elementen – haben nebeneinander eine lange Tradition und sind meist klar voneinander zu trennen, wie Kantor und Kepinski dargelegt haben.Footnote 93

Daß die aus Rohr errichteten giurigallu, die im Freien aus Rohrstangen aufgerichtet und nach dem Ritual wieder vernichtet werden, mit dem Kompositbaum zu identifizieren sind, ist daher nicht überzeugend.Footnote 94

Funktion der Siegel

Darstellungen von Rohrhütten, Rohrbündeln und Rohrlagern, die auf Rituale hinweisen, sind bisher nur auf Siegeln belegt, und zwar auf Siegeln, die zum Abrollen konzipiert waren, die offenbar nicht reinen Amulettcharakter hatten.Footnote 95 Ihre Rolle war demnach eine andere als die der Lamaštu- und Pazuzu-Amulette, mit denen diese Siegel meist verglichen wurden. Bei einem weiteren Siegel, das auf ein Ritual in Zusammenhang mit mehreren urigallu verweist, handelt es sich wohl bei einem Siegel aus Tell Halaf,Footnote 96 auf dem vier Rohr-Bündel von Stiermenschen gerahmt werden.

Zuletzt stellt sich die Frage, wer die Besitzer dieser Siegel mit Ritualszenen waren.Footnote 97 Auf den zweistreifigen Siegeln 1 und 2Footnote 98 zeigt die obere Szene den Herrscher mit Kultpersonal, die untere einen Kranken an einem Ritualort, der durch die geflochtene Hütte charakterisiert ist. Falls obere und untere Szene unmittelbar zusammengehören, könnte es sich bei dem Liegenden bei Nr. 1, 2 und 3(?) auch unten um den Herrscher handeln, der, wie vorgeschrieben, seine Insignien abgelegt hat.Footnote 99

Da das Nimrud-Siegel 1 im Nordwest-Palast unter einem ‚zentralen‘ Raum in einer GruftFootnote 100 gefunden wurde, könnte dies Siegel wenn nicht dem Herrscher so doch einem/r Angehörigen der Herrscherfamilie oder einem hohen Beamten, gehört haben, ebenso Siegel 2. Wem in Tell Halaf eine Darstellung auf Thronwagen/Rollstuhl zukam, wissen wir nicht.

Wie die beiden sorgfältig gearbeiteten Siegel aus Halaf zeigen, konnten die Szenen auch getrennt verwendet werden. Siegel, die nur die Heilungsszene zeigen wie Siegel 6 und 7, könnten entsprechend auch auf Rituale hinweisen, die nicht für den Herrscher durchgeführt wurden. Die schlechte Qualität der Siegel 3 und 4, die sicher ein exakter gearbeitetes Siegel zum Vorbild hatten, spricht jedoch dafür, daß bei ihnen, falls es sich nicht um Fälschungen handelt, das ursprünglich herrscherliche Thema mißverständlich abgewandelt wurde. Nach einer genauen Entsprechung der Darstellungen mit den bisher bekannten Ritualen zu suchen, ist daher nicht sinnvoll.

Auf den Lamaštu-Amuletten ist es der böse Dämon, der im Vordergrund steht, zahlreiche apotropäische Figuren werden gegen ihn eingesetzt. Bei den Siegeln steht der Mensch, der vom Bösen bedroht wird, im Mittelpunkt, es sind Männer im Gewand der „Höflinge” mit Stäben oder anderen Utensilien, die die Austreibung des Bösen vornehmen, nicht etwa apotropäische Dämonen. Ob diese „Ritual”-Siegel nun Angehörigen des Palastes, die mit diesen Ritualen befasst waren, gehörten, muß jedoch, solange Siegellengenden fehlen, fraglich bleiben.

Anhang: Siegelkatalog (Abb. 10)

Siegel 1

Zweiregistrig; Serpentin; 3,5 × 1,88 cm; Nimrud, NW Palast Raum 74: vault b. Baghdad, IM 127976.Footnote 101

Oben

Zwei Männer im assyrischen Schalgewand 3 mit hohen Mützen, ziehen einen Thronwagen, dessen Rad hinter, nicht unter dem Thron angebracht ist. Vom Thronenden ist nur der Unterkörper erhalten, in der rechten Hand hält er einen langen Stab. Er trägt einen kürzeren Schal über stufig gemustertem Hemd. Dem Wagen mit einem Rad mit acht! Speichen (Umzeichnung nicht korrekt) folgt ein einzelner Assyrer mit Tuch über der Schulter, wahrscheinlich als Wedelträger zu ergänzen, und, getrennt durch eine im oberen Bereich nicht erhaltene Standarte, dahinter zwei weitere Beamte; hinter ihnen Stab mit nicht erhaltener Bekrönung (Baum?) als Bildtrenner. Der Zug bewegt sich auf einen Beamten zu, dem eventuell ein Tuch von der Schulter fällt; er streckt die rechte Hand mit einem Becher(?) nach vorne und erhebt die linke

Unten

Unter einem geflochtenen Bogen liegt eine Person; vor ihren Füßen, die, das geflochtenen Lager überschneiden, steht eine sich herabbeugende Person, am Kopfende kniet eine weitere, die ein stabähnliches Objekt gegen den Kopf des Liegenden richtet. Rechts vor dem Bogen steht eine Frau der Hütte zugewandt, mit erhobenen Armen; seitlich in der Taille herabhängenden Gewandzipfeln der Oberkörperbekleidung (herabhängende Brüste?). Der geraffte Rock läßt das vordere Bein frei. Neben einer Zerstörung folgt ein kleiner springender Hund(?) und ein Mann im kurzen Rock, die rechte Hand mit Pfeilen vorgestreckt erhoben, der Bogen ist noch unterhalb des linken Arms erkennbar; daneben größerer springender Hund unter Stern. Links der Hütte steht ein Mann im Gewand der assyrischen Beamten nach rechts, rechte Hand mit Stab(?) erhoben? In der linken Hand eventuell ein gebogener Stab; hinter ihm, weitgehend zerstört, eventuell ein pflanzliches Element.

Siegel 2

Zweiregistrig; rötlicher Serpentin; 4,9×1,9 cm; Kunsthandel; Bible Lands Museum, Jerusalem, BLMJ 2789.Footnote 102

Oben

Der Thronwagen mit Herrscher mit konischer Mütze und Stab wird von zwei Priestern mit hohen Mützen gezogen,Footnote 103 der eine hält einen Krummstab. Sie bewegen sich nach links auf einen weiteren nach rechts gewandten Priester zu, vor dem ein Griffel (des Nabû) steht; es folgt ein weiterer Mann, ohne Kopfbedeckung, zwischen ihnen steht ein oben gefächerter Stab. Hinter dem Wagen folgt der Schirmträge mit langem Tuch und zwei weitere Beamte hintereinander. Oben schweben ein Stern, Sibitti, Raute, zwei Schriftkeile, ein kleiner Stern; als Bildtrenner dient ein hoher Stab mit gefächerter Bekrönung (wie beim kurzen Stab). Der Wagen ist ähnlich unfunktional wie bei dem Nimrud-Siegel. Der Hocker ist nur ein kleines Rechteck, schwebend, ohne Beine, er überschneidet das Rad. Der Thronende sitzt nicht auf dem Thron, sondern schwebt.Footnote 104

Unten

Unter dem Flechtbogen steht ein geflochtenes Lager mit steilem Kopfteil, der ‚liegende‘ Mann schwebt darüber; zu seinen Füßen, über ihn gebeugt, ein Mann im Stufenrock mit Stab in linker Hand, an seinem Kopf kniende Person. Zu beiden Seiten der Hütte ein Hund, rechts ein Bogenschütze im kurzen Rock, hinter ihm eine Frau mit erhobenen Armen, nach rechts wegeilend, den Kopf zurück gewandt (zur Bekleidung vgl. Siegel 1); Raute, Sibitti, Mondsichel.

Siegel 3

Zweiregistrig; Diorit, 4,0 × 1,7 cm. Kunsthandel; Ehemals Slg. Newell; sehr abgerieben; vor 1934 angekauft.Footnote 105

Oben

Auf einem Sitz mit hoher Rückenlehne thront eine Person mit Stab nach rechts; unter dem Thron ist schwach ein Rad zu erkennen; vor dem nicht richtig erkannten Wagen zwei Personen, erste nach links, also dem Wagen zugewandt, die zweite nach rechts, einer weiteren Peson nach links zugewandt, zwischen ihnen unbestimmte Gegenstände; der Zug bewegt sich auf zwei „Pfeiler” aus gebündelten Stäben mit Verbreiterung oben zu, zwischen ihnen unklare Spuren. Hinter dem Thronwagen steht eine Person, eventuell mit Wedel.

Unten

Unter dem Flechtbogen schwebt eine Person über einem Lager(?), zu ihren Füßen nach vorne gebeugte Person; die gebeugte Person am Kopfende des Lagers steht rechts außerhalb der Hütte; daneben stehen sich zwei Bogenschützen gegenüber, zwischen ihnen Tier (Stier?).

Siegel 4

Zweizonig, Bildstreifen nicht getrennt; Serpentin; 3,6 × 1,5 cm; Kunsthandel; Dänisches National-Museum, Kopenhagen 8787. Footnote 106 1927 in Aleppo angekauft.

Oben

Person nach links auf Thron, Andeutung von Rad direkt unter der Sitzfläche; vor dem Thron zwei dicht gedrängte Personen, eventuell nach rechts und nach links (so Ravn) mit kurzen erhobenen Stäben? Hinter dem Thron steht eine Person nach links eventuell mit erhobenem Wedel; statt des weiteren Gefolges und der Standarten undeutliche Motive: Zwei Schilfbündel als Eingangssituation eines Gebäudes(?), davor ein drittes Bündel, oder ist es eine vorgebeugte Person?

Unten

Zwei Vierbeiner (Stiere?) flankieren runde Konstruktion,Footnote 107 kniender(?) Bogenschütze nach links.

Siegel 5

Einstreifig, mit Thronwagenszene; hellbrauner Stein; 2 × 0,8 cm; Tell Halaf, südlicher Anbau des Nordost-Palastes¸ TH09C-0098.Footnote 108

Alle Personen sind nach links gerichtet, ein Zielpunkt ist nicht gezeigt. Die beiden Ziehenden (einer von ihnen mit Schwert) und der dem Wagen folgende mit Schwert und Wedel tragen das gegürtete Hemd mit langem Fransensaum und die assyrisierende Frisur; nur der Thronende ist bärtig. Unter der Deichsel liegt ein Vierfüßler, ein Capride? Der Thronende hält einen Stab, offenbar in der linken Hand, während die rechte Hand nicht als solche zu erkennen ist. Hier handelt es sich nicht um einen auf einen Wagen gestellten Thron, sondern um ein Gefährt, das eindeutig als Rollstuhl zu bezeichnen ist: ein Lehnstuhl, unter dem ein Rad angebracht ist; die sog. Deichsel, an der dieser Stuhl ohne zusätzliche Seile gezogen wird, geht in den Fußteil des Stuhls über, eine funktional überzeugende Darstellung.

Siegel 6

Einstreifig, mit Heilungsszene; 3×1,6cm; Tell Halaf; Fundstelle unbekannt.Footnote 109 Archäologisches Institut der Universität zu Köln.Footnote 110

Unter dem Flechtbogen liegt ein Mann flach ausgestreckt auf einem erhöhten gemusterten Lager, sorgfältig ausgeführt; mitten vor dem Lager steht ein Mann, nur wenig gebeugt, am Kopfende kniet eine weitere Person. Rechts vor dem Flechtbogen steht ein Hund, über ihm Raute; es folgt ein Mann im kurzen Rock (mit Schwert?), rechte Hand mit Bogen erhoben, linke nach hinten gestreckt mit Pfeilen (er schießt nicht). Oben schweben Sterne, Sibitti und ein nicht deutbares Objekt.

Siegel 7

Einstreifig, mit Heilungsszene; Serpentin; 3,0 × 1,4 cm; Kunsthandel, ehemals Slg. Marcopoli.Footnote 111

Unter dem Flechtbogen liegt ein flach ausgestreckter Mann auf einem geflochtenen Lager; seitlich am Lagerende, die Beinpartie des Liegenden überschneidend, steht leicht nach vorne gebückt ein Mann im Schalgewand 3, Arme nach vorn gestreckt, in der rechten Hand ein zugespitzter Stab, der auf die Brust des Liegenden weist. Am Kopfende kniet eine weibliche(?) Person, in der rechten vorgestreckten Hand hält sie ein Objekt, das Teissier als “flaming bowlˮ deutet. Links vor der Hütte steht ein Mann im assyrischen Schal, wohl bartlos, in der linken erhobenen Hand hält er einen Stab. Rechts vor der Hütte steht eine Frau mit erhobenen Armen, die Oberkörperbekleidung fällt über die Hüften herab, der geraffte Rock läßt das Bein frei; hinter ihr Griffel. Über der Hütte ein schreitender Hund und eine Flügelsonne, vier Sterne(?), ein großer Stern, Mondsichel.

Danksagungen

Der Katalog der Thronwagen und ihre Beschreibung fußen auf der Bachelor-Arbeit von N. Weidel (Reference Weidel2010). Ich danke E. Fischer, D. Wicke und A. Schmitt für nützliche Hinweise, S. Maul für seine geduldige Beratung. – Ich danke dem National-Museum of Denmark, dem Tell Halaf-Projekt und L. Al-Gailani Werr für die großzügige Überlassung von Photovorlagen. Das Bible Lands Museum Jerusalem hat sich eine Reproduktion nach dem Ausstellungskatalog mit $ 150 bezahlen lassen.

Footnotes

1 So zumindest seit Orthmann Reference Orthmann1975: 320.

2 Littauer, Crouwel Reference Littauer and Crouwel1979: 134 beschreiben den von Menschen gezogenen Wagen als “a two-wheeled platform, bearing either a throne or a chariot box”. Reade Reference Reade1976: 104, nennt ihn “wheeled throne”, ders. 1979a: 31 und ders. Reference Reade1972: 109 “rickshaw”.

3 Barnett Reference Barnett, Curtis, Davis, Howard and Walker2008: 59 Abb. 68 (L6); 62 Abb. 74 (R1); 64 Abb. 78 (R3); 67. Abb. 84 (R6).

4 Da man auf den Bronzebändern des Assurnaṣirpal bei den Assyrern den kurzen Fransenschal meist nicht mehr erkennen kann, läßt sich auch bei den Fremden kaum feststellen, ob sie einen Schal über dem Hemd trugen. (s. Braun-Holzinger Reference Braun-Holzinger2018: 37 Anm. 10).

5 Daß es sich um den Tribut des Ilī-ibni, der während der 2. Kampagne erwähnt wird, handelt, ist wenig wahrscheinlich, da dieser Tribut aus Gold und Silber in Ninive entgegengenommen wurde, nicht im Felde. Brinkman Reference Brinkman1968: 184 f. Anm. 1127; Liverani Reference Liverani1992: 114.

6 Umzeichnung falsch, Herrscher trägt ein Schwert.

7 Nur in Folge der 6. Kampagne, die in Nimrud ihren Anfang nahm, war Sūḫu unter Kudurru so weit geschwächt, daß mit einem Tribut gerechnet werden kann. Schon bald danach war Sūḫu jedoch sicher wieder selbständig, Liverani Reference Liverani1992: 114. 121 f.; Beaulieu 2012: 261 s.v. Sūḫi/u. ‒ Brinkman Reference Brinkman1968: 185‒187, geht nicht von einer Unterwerfung des Kudurru mit folgendem Tribut aus; er kannte die Inschriften der Balawat-Tore des Assurnaṣirpal noch nicht. ‒ Bär Reference Bär1996: 109, datiert diesen Tribut des Kudurru wenig überzeugend vor den 6. Feldzug.

8 Sehr geschickt auf dem Rassam-Obelisken (Börker-Klähn Reference Börker-Klähn1982: 138 e) Seite A 3: Auf einer niedrigen Zinnenmauer steht der Herrscher, gefolgt von seinem Wedelträger vor der zweistöckigen Architektur (Stadt oder Palast), nur wenig erhöht gegenüber den Höflingen und dem Tributzug, die außerhalb dieser Bauanlage stehen. Auf dem Weißen Obelisken wird lediglich das Kultbild mit einem Kultdiener sozusagen im Inneren des Tempels gezeigt, die Opfergaben und der Herrscher außerhalb (ebd. 132 a); die Bankettszene des Herrschers ist so vor die Architektur gerückt, daß der Herrscher zwischen den beiden Türmen zu thronen scheint (ebd. 132 d).

9 Thureau-Dangin, Dunand Reference Thureau-Dangin and Dunand1936: Taf. 51. Diese Malerei gehört zur älteren Ausstattung des späten 8. Jh.s.

10 Eventuell wurde hier das Fragment eines ‚Beduinen/Arabers‘ nach rechts, mit erhobenen Armen, versehentlich in einen nach links gerichtet Zug eingefügt, vgl. den entsprechenden Zug nach rechts, Thureau-Dangin, Dunand Reference Thureau-Dangin and Dunand1936: Taf. 50. Es könnten auch manche Partien seitenverkehrt (von der Rückseite der Malerei) eingesetzt worden sein, vgl. dazu Thureau-Dangin, Dunand Reference Thureau-Dangin and Dunand1936: Taf. 52; der rückwärtsgewandte Soldat mit erhobenem Säbel hat Arme und Fäuste, die nicht zu seiner Stellung passen und falsch eingepaßt sind, das Schwertband führt nicht korrekt über die linke Schulter; Seidl Reference Seidl and Orthmann1975: 304, hat sehr schön dargelegt, daß in einigen Fällen bei der Bergung von Fragmenten von Wandmalereien die Rückseite der Malerei als Vorderseite angesehen wurde und es so zu seitenverkehrten Restaurierungen kam.

11 Diese Handhaltung ist auch bei Gefangenen belegt, vgl. Albenda Reference Albenda1986: Taf. 77. 83. 97. 99. 103 (Soldat mit gezücktem Schwert, der einen Gefangenen am Bart packt), die Gefangenen sind jedoch nie nach rückwärtsgewandt.

12 Frauen wie Araberinnen auf den Reliefs des Tiglatpilesar III, Barnett, Falkner Reference Barnett and Falkner1962: Relief 4 Taf. 2; zur Frisur der Männer vgl. ebd. Taf. 14; zum Mantel vgl. Barnett, Reference Barnett1976: Taf. 35 links oben, der gefangene Araberfürst vor Assurbanipal.

13 Albenda Reference Albenda1986: Fassade L (Hof I) slabs 26‒35, Taf. 47‒50.

14 Barnett u.a. Reference Barnett, Bleibtreu and Turner1998: Nr. 660 (s5) Taf. 473. 477‒479; Russell Reference Russell1991: 40. 80. 168 “the other procession lined a corridor, that may have connected Court H of the palace with the Ishtar Temple”.

15 Reade Reference Reade1967: 45‒48, schlägt überzeugend vor, ein Fragment mit dem Feldherrn hier einzuordnen und so auf beiden Seiten der Passage den Herrscher mit Hofstaat anzunehmen.

16 Barnett u.a. Reference Barnett, Bleibtreu and Turner1998: Taf. 79. 91. 108. 109. 112. 114.

17 So der Ausdruck für diesen Wagen bei Weidel Reference Weidel2010.

18 Reade Reference Reade1972: 109; Barnett Reference Barnett, Bleibtreu and Turner1998: room XLIX Nr. 532 a. b Taf. 417.

19 Barnett Reference Barnett1976: Raum A Taf. 2. 3.

20 Bei Sargon wird allerdings auch der Streitwagen getragen (vgl. Albenda Reference Albenda1986: Taf. 49).

21 Deutlich zu sehen ist die babylonische Königsmütze, der Stab und der spezielle lang herabfallende Gürtel mit breitem Ende, wie er genau so auf den Asarhaddon-Stelen aus Til Barsip (Börker-Klähn Reference Börker-Klähn1982: 217. 218; Thureau Dangin, Dunand Reference Thureau-Dangin and Dunand1936: Taf. 12. 13) bei der Wiedergabe des babylonischen Kronprinzen zu sehen ist.

22 Barnett Reference Barnett1976: 47.

23 CAD Š I 32 s. v. šadadu, in ša šadādi 1b), ertsmals unter Tiglatpilesar III., ein erbeuteter Thronwagen des Sardur; AHW 1121 s.v. šadādu 1b.

24 Reade Reference Reade1976: 104, ein assyrischer Wagen dieser Zeit hätte acht Speichen, nicht „viele”.

25 Ob der Thronwagen auf der Wandmalerei von Til Barsip hier eine Ausnahme bildet, oder anders zu erklären ist, muß fraglich bleiben.

26 Für die Bibliographie zu den Siegeln vgl. unten den Siegelkatalog.

27 Das Siegel aus der Sammlung Rosen (Eisenberg Reference Eisenberg1998: 14 Abb. 26 Nr. 83) wird hier nicht behandelt, die Echtheit ist zweifelhaft. Dargestellt ist eine stehende Laute spielende Göttin auf einem Wagen ohne Kasten, dessen Deichsel vorne in der Luft schwebt; auf dem Joch steht eine kleine Gottheit, die das Seil hält, daneben ein Priester, der nicht mit dem Gefährt verbunden ist. Vgl. auch Seidl Reference Seidl2003‒2005: 644 s.v. Priester B.I.

28 Siegel 5 aus Tell Halaf wurde 2009 gefunden; Siegel 7 erst 1984 publiziert. Vgl. auch Oshima, Reference Oshima2013.

29 Auf Siegel 4 eventuell auch, sehr undeutlich.

30 Eventuell handelt es sich bei diesem Band aber auch um das Tuch, das von der Schulter des Mannes herabhängt und dessen vorderes kürzeres Ende hinter dem rechten Arm zu sehen ist.

31 Vgl. zu diesem häufigen Bildtrenner z. B. Moortgat 1940/66: Taf. 78; Collon Reference Collon2001: 12, “bottle-brush tree”. Bei Siegel 1 ist die Bekrönung des Bildtrenners nicht erhalten.

32 Daß vor den Ziehenden zwei weitere Männer zurückgewandt die Deichsel stützen, wohl um den Wagen in Ruhestellung aufrecht zu halten, ist bei Assurbanipals Ausfahrt zur Jagd belegt (vgl. Anm. 19, Abb. 8); bei der „Ištar-Prozession” des Sanherib (vgl. Anm. 14, Abb. 5) stützen sie zwar ebenfalls die Deichsel, wenden sich aber nicht zurück.

33 Schon Meissner Reference Meissner1935/36: 161 hat hier den Eingang zu einem Tempel vermutet.

34 Vom Thron ist nur die Rückenlehne zu erkennen, eventuell auch die Fußbank.

35 Es ist unklar, ob es drei Elemente sind oder ob das vorderste eine Gestalt, ein Tier(?), wiedergeben soll.

36 Daß unter dem Wagen ein Vierfüßler liegt, erinnert an die Tiere bei der Jagd und bleibt hier unverständlich.

37 Auf Siegel 2 ist die Deichsel weggelassen, da sie offenbar auf der Vorlage nicht deutlich erkennbar war.

38 Bei Siegel 4 völlig abgewandelt, vgl. Beschreibung im Siegelkatalog.

39 Auf Siegel 7 schwebt über der Hand ein Objekt, das Teissier (Reference Teissier1984: 39) als Fackel deutet.

40 Auf Siegel 1, 2 und 7 sieht man die herabhängenden Enden der Oberkörperbekleidung.

41 Dies Motiv ist zwar auf Siegeln verbreitet, läßt sich allerdings allenfalls mit viel Phantasie mit dem Ritualgeschehen (s. unten) in Verbindung bringen.

42 Die Problematik, daß schon im frühen 20. Jh. Siegel gefälscht wurden, zu denen in späteren Grabungen Vergleichsstücke auftauchten, ist nicht einmalig; vgl. Collon, Reference Collon1987, 94 Nr. 434 (1897 angekauft), wahrscheinlich die Vorlage für 435 (vor 1903 angekauft) und weitere; ein entsprechendes Siegel aus Ur, Woolley Reference Woolley1934: Taf. 192, 12, wurde erst zwischen 1926 und 1931 ausgegraben.

43 Z. B. Thureau-Dangin Reference Thureau-Dangin1921: Frontispiz (Amulett Nr. 1) und Taf. 1, 1 (Amulett Nr. 3), weitere Amulette Nr. 5. 29. 58; ebenfalls auf einer Kline liegt der von Dämonen umgebene Kranke auf einem zweiregistrigen sehr abgeriebenen Amulett aus Uruk (Becker Reference Becker1993: 4 Nr. 7 Taf. 2). Wiggermann Reference Wiggermann, Groneberg and Spiekermann2007: 106 Abb. 2 gibt eine versuchsweise Beschreibung der Dämonen; ders. Reference Wiggermann and Verderame2011: 313f.

44 Delaporte Reference Delaporte1920‒1923: A 831 (Taf. 93,7), 7,2x1,5cm, blaue Paste, im Katalog nicht als Gebrauchssiegel eingeordnet; Meissner Reference Meissner1934: 16–17 Abb. 12; vgl. dazu Buchanan Reference Buchanan1966: 111 f., der es als Fälschung bezeichnet; angekauft wurde es vor 1923.

45 Meissner Reference Meissner1935/36: 160 Abb. 1; Buchanan Reference Buchanan1966: Nr. 612, 5,5 x 1,9 cm, grüner Serpentin, Buchanan hält einerseits die Echtheit für fraglich, hat sie im Katalog jedoch versuchsweise akzeptiert.

46 Meissner Reference Meissner1934: 18–20; ders. Reference Meissner1935/36, 161 Abb. 3 zu Siegel 3.

47 Wiggermann Reference Wiggermann1992: 71 mit Verweis auf Meissner und Muscarella (eigentlich Williams Forte) bei seiner Behandlung der urigallu in Ritualen. Da es sich auf den Siegeln nicht um urigallu handelt, sondern um šutukku (s.u.), sind seine Ausführungen hinfällig.

48 Teissier Reference Teissier1984: 39 mit Verweis auf Seux Reference Seux1976: 219. 221. 388 zu Bīt rimki. Teissier waren Siegel 2. 3. 4. 6 bekannt.

49 CAD Š III: 411 f. s.v. šutukku: a reed hut used in rituals a); AhW s.v. šutukku: eine Rohrhütte für Riten.

50 Geller Reference Geller2007: 174. 248 f. (Tablet 13‒15):196‒205, eine Beschwörung gegen die di’û Krankheit (den Asag-Dämon).

51 Geller Reference Geller2007: 108 (Tablet 3): 172 giurì (des Marduk als Exorzist).

52 Ist der Griffel des Nabû auf Siegel 2 und 7 eventuell eine Zutat des Siegelschneiders, der nicht beachtet hat, daß das Symbol des Marduk hier angemessener wäre? Die Standarte und der kurze Stab mit gefächertem Ende auf Siegel 2 bleiben vorläufig unerklärlich, es besteht nur eine Ähnlichkeit zum Symbol des Ninšubur auf altbabylonischen Siegeln, das jedoch nicht ins 1. Jt. tradiert wurde, zu neuassyrischen Belegen vgl. Anm. 31. Die Raute auf Siegel 1 und 2 und 6 gehört zu den ebenfalls noch nicht geklärten Symbolen, vgl. Collon Reference Collon2001: 15.

53 Zu Lamaštu mit deutlich herabfallenden Brüsten und vergleichbarer Armhaltung vgl. z. B. Farber Reference Farber2014: 6 Abb. 6 (Amulett Nr. 9, KAR 86) und passim.

54 Z. B. Geller Reference Geller2007: 196 (Tablet 2): 62‒80, in dem neben Lamaštu, Labaṣu, Lilû, Lilith und Ardat Lilî auch die Kopfkrankheiten aufgezählt sind und S. 248f. (Tablet 13‒15): 178. 179. 220‒231.

55 Bogenschützen treten hingegen auch als Vertreiber des Bösen auf, z. B. bei Namburbi, Maul Reference Maul1994: 79 f. Text VIII.23.2 Z. 6‒17; Taracha Reference Taracha2003, 461 f. s.v. Pfeil und Bogen A.II § 6.3. – Auf dem Amulett aus Ururk (vgl. Anm. 43) vertreibt ein Bogenschütze ein Mischwesen, das neben dem Bett des Kranken liegt.

56 Speziell zu utukkū in aller Ausführlichkeit Geller Reference Geller2011: 333–341.

57 Auch die Hunde, die nicht sitzend, wie die Begleittiere der Gula, oder auch stehend, wie die Wächterhunde, dargestellt sind, sondern angriffslustig, springend, lassen sich eher dem Bereich der Unheilbringer zuordnen.

58 Taracha Reference Taracha2001: 132–146 mit einer umfangreichen Belegsammlung.

59 Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 61–74, besonders 62f. Anm. 12, allerdings geht es hier vor allem um giurigallu, s. dazu unten.

60 Ambos Reference Ambos2013: 96‒99 ausführlich zur Rohrhütte in der Steppe, der Rohrhütte als temporäres Heiligtum, als Stätte der Reinigung

61 Jean Reference Jean2015: 43 (removable rooms) und 48f. zusammenfassend zur Bedeutung von Rohr als Symbol von Reinigung und šutukku als magischer Ort; S. 50 „a momentary place of purity”.

62 Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: gliedert nach offiziellen Ritualen (S. 62) und solchen zum Schutz des Einzelnen (S. 66).

63 Ambos Reference Ambos2013: 42‒69, bes. 53: Teilnehmer waren ein ašipu und zwei weitere Beschwörer, rechts und links des Königs.

64 Ebd.: 53‒57. 160 f. VI-B.2.2.B17–10 zur Ausstattung des Rohrgebäudes in der Steppe (kikkišu) mit dem Gefängnis (bīt ṣibitti ša qanê), der Rohrhütte (šutukku, nur VI.B.B.2.2 x+35, S. 166), die sich in einem Hof (tarbaṣu) befanden, der von einem Rohrzaun umgeben war (qanê ilamme); S. 53f. mit Anm. 282 schließt Ambos nicht aus, daß es sich bei diesem Rohrzaun um die in anderen Ritualen erwähnten urigallu-Rohrstandarten handelt.

65 Walker, Dick Reference Walker and Dick2001: Nineveh Ritual Tablet S. 53: 5–7: bilat qanê teleqqi urigallē teppuš sūrta tusārma šutukkē ana Ea Šamaš u Asaluḫḫi tanaddi; 58–61: 71: [ila šuāta i]na muḫḫi burî tušeššabma šutukkē tanad[di]; S. 59: 95–96: qāt [ili taṣabbatma] ina kirî ina libbi šutukkē urigallē ila šuāta ina muḫḫi burî ina tapsê kitî tušeššabšu. Incantation Tablet 1/2 of Mīs Pî S. 91: 5–6. – Taracha Reference Taracha2001: 132–137, Rm. 2,344 3‘–5‘: K. 6324; Jean Reference Jean2015: 47; Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 63–65. Auch bei Bīt salāʼ mê kauert der Herrscher im Gefängnis auf gibu-re-e gikīti x […] (Ambos Reference Ambos2013, 55. 166f.: VI.B.2.2.x+33‘). Zur Bedeutung der Rohrmatten vgl. Berlejung Reference Berlejung and van der Toorn1997: 55–56.

66 Taracha Reference Taracha2001: 137f. K. 3227 22’–24’; Jean 48; Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 62–63. Ambos Reference Ambos2013: 97–98: während das Ritual Bīt salāʼ mê wohl nur für den König durchgeführt wurde, konnte das Ritual Bīt rimki auch von Privatleuten durchgeführt werden. Zu einer „bürgerlichen” Version von Bīt salāʼ mê vgl. ebd. 53 (mit Anm. 284) 73. 99.

67 Im Ritual Bīt salāʼ mê wird unterschieden zwischen dem Ritualthron (giškussû šá nēpeši), auf dem der König mehrmals in dem Rohrgebäude Platz nimmt, und dem Königsthron (giškussê šarrūti), der außerhalb der Hütte steht, zur Position dieser Throne vgl. Ambos Reference Ambos2013, 55–57. 106. Eventuell wird durch den Thronwagen verdeutlicht, daß der Herrscher mit dem Königsthron aus dem Palast zum Ritualschauplatz zog.

68 Taracha Reference Taracha2001: 133. Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 64f.

69 Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006, 62. 64.

70 Mīs pî: Walker, Dick Reference Walker and Dick2001: Niniveh Ritual Tablet S. 67: ab 200. Ob diese Rohrgebäude bei Bīt salāʼ mê mehrfach benutzt wurden, geht aus dem Text nicht hervor, da von der Vernichtung nicht die Rede ist, Ambos 96f. geht aber von temporären Installationen aus.

71 Da es sich hier um geflochtene Konstruktionen handelt, könnte die Feststellung von Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 71, daß sich die Verknotung des Geflechts in MMEW 176f.: 28 mit giurigallu gleichen läßt, sich besser auf diese Flechtwerke beziehen, als auf den „Heiligen Baum”.

72 Weitere Rituale, bei denen šutukku eingesetzt werden, bei Taracha Reference Taracha2001: 129; Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 71–73; Jean Reference Jean2015: 48f. zusätzlich Gründungsrituale, Ambos Reference Ambos2004: 90–99;112–116. Vgl. auch CAD Š III 412 s.v. šutukku 1 c).

73 Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 67–71. šutukku werden nicht erwähnt.

74 Wiggermann Reference Wiggermann1992: 71–73 und 105–113 zu den Textstellen; auf den Reliefs sind sie nach Wiggermann nicht zu finden, eher auf den Amuletten, versuchsweise identifiziert er sie mit den tierköpfigen Wesen auf den Lamaštu-Amuletten (in einem Fall auch als tierköpfige Stäbe!:Amulett Nr. 61, Abadah 1972: 78 Abb. 3); vgl. auch unten Anm. 92. Dagegen setzt er (S. 71) die urigallu in Form von Rohrbündeln, die im Freien errichtet werden, ab.

75 Zu weiteren Ritualen mit Errichtung von urigallu vgl. Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 71–73.

76 Wiggermann Reference Wiggermann1992: 41–104. 143–188.

77 In Šēp lemutti werden urigallu als Apotropaia nicht erwähnt, nur als Attribute in Form einer Stange/Standarte in Händen der Fisch-apkallu, vgl. Wiggermann Reference Wiggermann1992: 65 f. 70. 78. 102; auch unter den entsprechenden Tonfiguren und Tonreliefs sind rohrbündelartige oder kompositbaumartige Darstellungen nicht belegt.

78 Der Einwand von Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 66f., daß urigallu nicht selbständig neben den Dämonenfiguren darstellbar waren und sie daher hier fehlen, überzeugt nicht, da es neben den Tonfiguren auch entsprechende tönerne Reliefdarstellungen gab, auf denen man urigallu hätte darstellen können, vergleichbar den Gipszeichnungen bei Bīt mēseri.

79 Daß das Repertoire der Schutzfiguren des Palastes weitgehend mit den Ton- und Holzfigürchen, die während des Rituals von Šēp lemutti angefertigt werden, übereinstimmt, hat Wiggermann Reference Wiggermann1992: 38f. 97 dargelegt. Bei beiden handelt es sich um dauerhaften Schutz des Gebäudes.

80 Entgegen Sallaberger Reference Sallaberger2005/2006: 73, der die Palastausstattung mit Bīt mēseri in Verbindung bringt. Bei diesem Ritual (zur magischen Heilung eines vom Unglück verfolgten) werden jedoch, wie auch Sallaberger betont, die Bilder/Zeichnungen am Ende zerstört, es handelt sich eben nicht um einen dauerhaften Schutz. Vgl. auch Wiggermann Reference Wiggermann1992: 106, der auf den Unterschied zu Šēp lemutti hinweist, bei dem “the statues are to remain in position against anticipated entry of the enemyˮ.

81 Die Ausdrücke Kompositbaum, Volutenbaum oder allgemeiner stilisierter Baum haben während der letzten 50 Jahre zu recht die Bezeichnungen „Heiliger Baum” oder „Lebensbaum” weitgehend ersetzt. Die Bezeichnung Palmettenbaum ist weniger zutreffend, da im Gegensatz zur Volute die Palmette nicht konstituierender Bestandteil des assyrischen stilisierten Baumes ist, vgl. dazu Bartl Reference Bartl2014: 34f. mit Abb. 12.13.

82 Kepinski Reference Kepinski1982: besonders 89–96 zur Entwicklung des Volutenbaums (zu diesem Typ zählt der größte Teil der stilisierten Bäume). Die Arbeit von Kantor war ihr noch nicht zugänglich.

83 Kantor Reference Kantor1999 („expanded booklenght manuscript” ihrer Dissertation von 1945) gibt eine ausführliche Darstellung der Pflanzenornamentik des AltenVorderen Orients.

84 Giovino Reference Giovino2007 geht nicht auf die Genese des stilisierten Baums ein und berücksichtigt die Ausführungen von Kepinski nicht, und kann sich so auch nicht gegen deren meist überzeugende Ergebnisse absetzen; sie setzt den stilisierten Baum nicht von den Standarten ab (vgl. dazu unten besonders Anm. 93).

85 Kepinski Reference Kepinski1982: 117 «le motif oscille toujours entre les déterminatismes dues à ses lointaines origines et la liberté propre à l'imagination créatrice». Kantor Reference Kantor1999: 660–671 analysiert das Repertoire der mesopotamischen realen Bäume bis in mittelassyrische Zeit und die Ausgestaltung dieser Bäume mit stilisierten pflanzlichen Elementen.

86 Kantor Reference Kantor1999: 100–102, hat ausführlich dargelegt, daß dem Volutenbaum die ägyptische „South-flower hybrid” zu Grunde liegt, deren botanisches Vorbild sie für nicht ermittelbar hält; die Ausführungen von Hrouda Reference Hrouda1964 sind damit korrigiert. Die Herkunft der Palmette ist umstritten. Kantor Reference Kantor1999: 474 sieht ihre Entstehung und Verbreitung sehr vielschichtig, wohl auch als Mehrfacherfindung. Auch Kepinski Reference Kepinski1982: 11 sieht die Palmette in Ägypten eher als dekoratives Element, während sie in Vorderasien wohl von der Ägäis übernommen und dem Baum integriert wurde: «l'Asie tout comme l’Égypte reconnaissent la ressemblance entre la palmette et la frondaison de l'arbre à volutes». Im Gegensatz zu Hrouda sieht Kepinksi Reference Kepinski1982: 72 kaum Elemente, die auf Palme hindeuten.

87 Kepinski Reference Kepinski1982: 72f. 96; die frühesten Belege sind aus Alalah VII (Nr. 574. 576 = Collon Reference Collon1982: Nr. 36. 37); bei Nr. 648 aus Ugarit (= Amiet Reference Amiet1992: Nr. 41) hält sie die Benennung als stilisierten Baum für fraglich. Zu den frühen Belegen vgl. auch Hrouda Reference Hrouda1964: 48 Taf. 7,4.

88 Kepinksi Reference Kepinski1982: 103, sieht mittelassyrische Bäume (14. 13.Jh.) als spezielle Entwicklung mit elaborierten Stämmen, deren Zweige in Palmetten, Blätter, Blüten oder Trauben enden. Besonders der Volutenbaum Typ V (S. 97–99) mit „arceau”, Girlandenverbindungen, Typen 2, 5 und 6 (Kepinski Teil II 208. 212. 213) ist dann prägend für den neuassyrischen Baum des 9. Jh.s. Ebenso Kantor Reference Kantor1999: 672–692, vgl. auch das unfertige Kapitel XVIII).

89 Oft zeigt der Kompositbaum, z. B. in der Assurnaṣirpal-Ausführung, gerade nicht einen „Stamm” aus gebündelten Stäben/Rohren, sonder den mit Sparrenmuster, der auch bei naturalistischen Bäumen belegt ist (Kepinski Reference Kepinski1982: 75 f.)

90 Wiggermann Reference Wiggermann1992: 70f. gibt einen Überblick dieser urigallu von frühsumerischer bis altbabylonischer Zeit (S. 73: „the history of ùri(-gal) as a longish, staff-like object”. Zur Tradititon von Rohrstandarten vgl. auch Braun-Holzinger Reference Braun-Holzinger, Abusch and van der Toorn1999: 163–165; dies. Reference Braun-Holzinger2013: 9 mit weiterführender Literatur. Zu ausführlicher Darstellung zu Standarten vgl. Seidl Reference Seidl2011: 110–116.

91 Z.B. auf dem mittelassyrischen Kultsockel, Schmitt Reference Schmitt, Prechel and Neumann2012: 107f. Taf. 157; und bei neuassyrischen Siegeln, Delaporte Reference Delaporte1923: Nr. A 678. A 686; Collon Reference Collon2001: Nr. 256. 257. 277(?).

92 Pongratz-Leisten Reference Pongratz-Leisten1992: 323–330 hat herausgearbeitet, daß durigallu (mit Götterdeterminativ!) als Götterstandarte, die auch das Kultbild ersetzen kann (S. 328–330), und giurigallu klar zu trennen sind und das Determinativ GI ausschließlich in medizinischen Texten belegt ist, das sind die oben behandelten Rituale (S. 323–328). Einerseits sind dies Rohrhütten, innerhalb derer sich Rituale abspielen (323–325), andererseits handelt es sich bei diesen giurigallu um Standarten im Sinne eines Symbolträgers für Götter, mit Hinweis auf Bīt mēseri. Vgl. auch Anm. 74.

93 Kantor Reference Kantor1999: 505. 510; 711f.: “The detailed discussion of Middle Assyrian developments just completed enables us to claim that, though in symbolic value the hybrid trees may be identical with the cult poles, the shape of the former is conditioned only by the combination of certain naturalistic Mesopotamian traits with formal decorative designs derived from Egypt, but mediated by Mitannian, and possibly to a lesser degree by Second/Third Syrian glyptic designs. The mingling of these two traditions appears to be sufficient to explain the origin of the Middle Assyrian hybrids without reference to the “maypoles,” for the actual appearance of which we have very little evidence.” Kepinski Reference Kepinski1982: 65 und 72f. erkennt nur bei wenigen „Standarten” mit abschließender Volute Ähnlichkeit mit dem Volutenbaum in seiner einfachsten Ausführung.

94 Auch die individualisierten aber temporären giurigallu von Bīt mēseri, deren Erscheinungsbild wohl nicht einheitlich war, lassen sich nicht mit den stets identisch dargestellten Kompositbäumen auf den Palast-Reliefs des Assurnaṣirpal in Zusammenhang bringen. Auch Wiggermann Reference Wiggermann1992: 71 hat unterschieden zwischen den Rohrbündeln, die im Freien aufgerichtet wurden, und den giurigallu, die Götter oder „nameless beings” wiedergeben, wie in Bīt mēseri (s. oben Anm. 74).

95 Auf dem qualitätvollen Siegel 1 und auch auf Siegel 2 ist es stets die rechte Hand, die für die kultische Handlung erhoben ist, der Herrscher hält den Stab korrekt in der rechten Hand.

96 Hrouda Reference Hrouda1962: Taf. 26 Nr. 53; Collon Reference Collon2001, Nr. 212.

97 Schuster-Brandis 2008: 51 hat den seltenen Gebrauch von Siegelungen bei Ritualhandlungen kurz skizziert, bei den hier behandelten Ritualen spielen jedoch Siegel keine Rolle; Sallaberger (Reference Sallaberger2005/2006: 72 f.) macht lediglich auf ein seleukidisches Ritual aufmerksam, bei dem morgens Tore, die versiegelt waren, geöffnet werden und dann die Paraphernalia, darunter auch giurigallu, in den Fluß geworfen werden.

98 Eventuell auch bei Siegel 3 mit Thronendem mit Stab; bei Siegel 5 ist zwar der Stab vorhanden, allerdings in der linken Hand.

99 Ambos Reference Ambos2013: 53–55. 106–116.

100 Reade Reference Reade, Curtis, McCall, Collon and al Gailani Werr2008: 101 f. legt überzeugend dar, daß es sich bei diesem “vaulted complex” um eine Begräbnisstätte für Mitglieder des königlichen Haushalts handelt, die auch im 8. Jh. noch benutzt wurde.

101 Hussein, Abdul-Razak Reference Hussein and Abdul-Razak1997: 152 Abb. 23 Photo, S. 188 Abb. 23 Zeichnung; al-Gailani Werr Reference Al-Gailani Werr, Curtis, NcCall, Collon and al Gailani Werr2008: 157 f. Abb. 19 k; Hussein Reference Hussein2016: 49–50, vaults below rooms 74, 75: vault b; geplündertes, aber wahrscheinlich ursprünglich königliches Grab.

103 Die beiden Ziehenden sind hintereinander angeordnet, nicht, wie stets deutlich nebeneinander, so daß der linke den rechten überschneidet.

104 Die assyrischen Beamten alle, sowohl nach rechts, wie nach links, im falsch gewickelten Schal, der jeweils über den vorderen Arme drapiert ist (das wäre dann ein Cape).

105 von der Osten Reference von der Osten1934: Nr. 407; völlig mißverstandene Beschreibung. Meissner Reference Meissner1935/36: 161 Abb. 2.

106 Ravn Reference Ravn1960: 112 Nr. 143.

107 Sehr verworren, für unteren Kreis vgl. Anm. 45, das Siegel Buchanan Reference Buchanan1966: Nr. 612, eventuell die aufgerollte Schlange mißverstanden.

109 Meissner Reference Meissner1934: 18 f. Abb. 13; Hrouda Reference Hrouda1962: 34 Taf. 23 Nr. 9.

110 Ehemals Tell Halaf-Museum, Alte Inv.-Nr. 522; Opp.-Inv.Bl?; Fless Reference Fless1997: 51 f. Kat.-Nr. 11,3, Abb. 44a.b (Abrollung seitenverkehrt).

111 Siegel 7 wurde von Fuhr (Reference Fuhr and Hrouda1977: 137 f.) in einer unzureichenden Umzeichnung bekannt gemacht und mit Gula in Zusammenhang gebracht. Teissier Reference Teissier1984: Nr. 231; Collon Reference Collon1987: Nr. 803; Eisenberg Reference Eisenberg1998: 14 Abb. 26 als “lent by the Metropolitan Museum of Art, on loan from Tono Eitel, 1994. MMA. L.94”.

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Figure 0

Abb. 1. Balawat, Tempeltor des Assurnaṣirpal, L6 (Barnett u.a. 2008: Abb. 68)

Figure 1

Abb. 2. Balawat, Tempeltor des Assurnaṣirpal, R6 (Barnett u.a. 2008: Abb. 84)

Figure 2

Abb. 3. Til Barsip, Palast, Raum 24 I (Thureau-Dangin, Dunand 1936: Taf. 51)

Figure 3

Abb. 4. Ḫorsabad, Palast, Fassade L (Botta, Flandin 1850: Taf. 16. 17)

Figure 4

Abb. 5 Ninive, Südwest-Palast, „Ištar-Prozession” (Gadd 1936: Taf. 23)

Figure 5

Abb. 6 Ninive, Südwest-Palast, Hof 6 (Layard 1853: Taf. 12)

Figure 6

Abb. 7. Ninive, Südwest-Palast, Hof 6 (Paterson 1915: Taf. 29)

Figure 7

Abb. 8. Ninive, Nord-Palast Raum A Löwenjagd (Barnett 1976: Taf. 2. 3)

Figure 8

Abb. 9. Ninive, Nord-Palast Thronraum M (Gadd 1936: Taf. 26)

Figure 9

Abb. 10: Siegel 1, Nimrud; mit freundlicher Genehmigung von Lamia al-Gailani Werr. – Siegel 2, Kunsthandel (Williams Forte 1981: Nr. 86) © Bible Lands Museum Jerusalem. – Siegel 3, Kunsthandel (von der Osten 1934: Nr. 407). – Siegel 4, Kunsthandel. © National Museum of Denmark. – Siegel 5, Tell Halaf. © Tell Halaf-Project, Foto: Laura Simons. – Siegel 6, Tell Halaf (Hrouda 1962: Taf. 23 Nr. 9). – Siegel 7, Kunsthandel (Teissier 1984: Nr. 231).